Mit Mut und Plan zur eigenen Kanzlei: Dein Weg in die Selbstständigkeit als junge:r Jurist:in
- CaseMate AI
- 21. Apr.
- 19 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Apr.

Du träumst von der eigenen Anwaltskanzlei? Damit bist du nicht allein – viele Jurastudent:innen und junge Anwält:innen hegen diesen Traum. Der Sprung in die Selbstständigkeit ist aufregend, verlangt aber neben fachlicher Expertise auch unternehmerisches Geschick und eine kluge Planung. In diesem Beitrag geben wir dir einen inspirierenden und fundierten Fahrplan mit auf den Weg. Erfahre, warum das richtige Mindset so wichtig ist, welche Schritte von der Zulassung bis zur Eröffnung anstehen und wie du digitale Ausstattung, finanzielle Planung, Mandantenakquise, Spezialisierung, Kanzleiorga und persönliches Wachstum meistern kannst. Mach dich bereit, mit Klarheit und Zuversicht den Schritt in die anwaltliche Selbstständigkeit zu wagen!
Der Traum von der eigenen Kanzlei kann Realität werden – mit der richtigen Einstellung, Planung und einer Prise Mut. Ein motivierendes Mindset und ein solider Business-Plan sind das Fundament, auf dem du deine Kanzlei aufbaust.
1. Das richtige Mindset: Anwalt und Unternehmer zugleich
Der Weg zur eigenen Kanzlei beginnt im Kopf. Du bist nicht nur Jurist:in, sondern auch Unternehmer:in – diese doppelte Rolle erfordert ein entsprechendes Mindset. Selbstvertrauen, Entschlossenheit und Ausdauer zählen zu den Eigenschaften, die erfolgreiche Gründer:innen auszeichnen. Im Jurastudium lernst du viel über Gesetze, aber kaum etwas über Geschäftsführung – umso wichtiger ist es jetzt, deinen Unternehmergeist zu wecken.
Mach dir bewusst: Fehler und Herausforderungen gehören dazu. Sie sind keine Stolpersteine, sondern Lehrmeister auf deinem Weg. Mit Offenheit für Neues und der Bereitschaft, Risiken einzugehen, wirst du Rückschläge in Wachstumschancen verwandeln können. Sieh dich selbst als Problemlöser:in – nicht nur für die Fälle deiner Mandant:innen, sondern auch für die Aufgaben eines Kanzlei-Chefs. Jede Herausforderung ist eine Gelegenheit, weiter zu lernen und zu wachsen.
Tipp: Mache dir deine Motivation klar. Warum willst du dich selbstständig machen? Eine starke innere Antriebsfeder – z.B. der Wunsch nach Unabhängigkeit oder die Leidenschaft für ein bestimmtes Rechtsgebiet – gibt dir Kraft für anstrengende Phasen und hilft dir, authentisch aufzutreten.
2. Schritt für Schritt zur eigenen Kanzlei
Keine erfolgreiche Kanzlei entsteht über Nacht. Es braucht einen Plan. Hier eine mögliche Schritt-für-Schritt-Struktur, die dir Orientierung gibt – vom ersten Formalität bis zum Öffnen der Kanzleitür:
Zulassung und Absicherung: Bevor es losgehen kann, brauchst du die Zulassung als Rechtsanwält:in durch die regionale Anwaltskammer. Das Zweite Staatsexamen in der Tasche, beantragst du die Zulassung – und vergiss nicht die Berufshaftpflichtversicherung, die gesetzlich vorgeschrieben ist. Ohne diese Versicherung geht nichts, sie schützt dich und deine Mandant:innen, falls doch mal ein Fehler passiert. Kümmere dich auch um deine Kranken- und Pflegeversicherung sowie Altersvorsorge, da du nun eigenverantwortlich dafür zuständig bist.
Rechtsform und Partnerschaft: Überlege dir, in welcher Rechtsform du gründen möchtest. Viele starten als Einzelanwalt bzw. Einzelanwältin – das ist einfach und kostengünstig. Alternativ kannst du mit Kolleg:innen zusammen eine Sozietät oder Partnerschaftsgesellschaft gründen. In einer Bürogemeinschaft teilt man Kosten und Risiko und bündelt unterschiedliches Fachwissen, was auch bei der Mandantenakquise Vorteile bringen kann. Jede Option hat ihre Vor- und Nachteile in Haftung, Steuern und Verwaltung. Scheue dich nicht, fachkundigen Rat (z.B. von einem Gründungsberater oder erfahrenen Kollegen) einzuholen, um die für dich beste Lösung zu finden. Und denk auch über ungewöhnliche Optionen nach: Vielleicht kommt die Übernahme einer bestehenden Kanzlei in Frage? Dann startest du mit einem bestehenden Mandantenstamm – eine ganz andere Ausgangslage.
Businessplan erstellen: Jetzt wird’s konkret – dein Kanzleikonzept muss aufs Papier. Ein Businessplan mag lästig klingen, ist aber goldwert. Er zwingt dich, Ziel und Weg klar zu definieren, bevor du richtig Geld und Zeit investierst. In dieses Dokument gehört alles Wichtige:
Marktanalyse: Wie sieht der Rechtsmarkt in deiner Region und deinem angestrebten Rechtsgebiet aus? Gibt es genug Bedarf? Wer wäre deine Konkurrenz?
Angebot und Zielgruppe: Was genau bietest du an und wer soll deine Mandant:innen sein – eher Privatleute, Startups, mittelständische Unternehmen? Definiere deine Nische so konkret wie möglich.
Finanzplanung: Welche Kosten kommen auf dich zu (dazu gleich mehr) und wie finanzierst du das?
Marketing & Akquise: Wie machst du dich bekannt und gewinnst erste Mandate? (Mehr dazu später.)
Standort & Ausstattung: Wo und wie willst du arbeiten?
Zukunftsvision: Wo siehst du deine Kanzlei in 5 Jahren?
Schreib das Konzept so, als würdest du jemand Fremden (oder einer Bank) erklären, warum deine Kanzlei eine gute Idee ist. Ein solider Businessplan hilft dir, die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen und dient dir als roter Faden in der Gründungsphase. Außerdem verlangt ihn die Bank, falls du einen Kredit brauchst. Keine Angst – der Plan ist kein starres Konstrukt. Du kannst und solltest ihn immer wieder anpassen, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben.
Standortwahl: Die berühmte Lage, Lage, Lage gilt nicht nur in der Gastronomie. Überlege dir gut, wo du deine Kanzlei eröffnest. Ein zentrales Büro nahe am Gericht oder in einem Geschäftsviertel erhöht deine Sichtbarkeit und wirkt für viele Mandant:innen attraktiver. Gleichzeitig sind Mieten dort höher – hier musst du abwägen. Wichtig ist auch die Erreichbarkeit: Parkplätze, ÖPNV-Anbindung oder Barrierefreiheit können ausschlaggebend sein, ob Mandant:innen gerne zu dir kommen. Falls du überwiegend digital berätst oder zu Mandanten rausfährst, könnte auch ein Home-Office oder Co-Working-Space anfangs genügen. Denke praktisch und strategisch: Der Standort beeinflusst nicht nur dein Budget, sondern auch den Eindruck, den deine Kanzlei macht.
Büro einrichten und ausstatten: Nun geht’s ans Eingemachte – dein Kanzleibüro nimmt Form an. Beschaffe die nötige Ausstattung, damit du arbeitsfähig bist. Dazu zählen solide Büromöbel (Schreibtisch, bequeler Stuhl, Regale für Akten oder Literatur), Kommunikationsmittel (Telefon, Handy) und natürlich IT-Geräte. Sorge für eine professionelle Atmosphäre, in der du dich wohlfühlst und Mandant:innen Vertrauen fassen. Eine einladende Kanzlei muss nicht riesig oder luxuriös sein – Ordnung, Sauberkeit und dein persönlicher Touch (etwa etwas Deko oder Zertifikate an der Wand) genügen schon, um Professionalität auszustrahlen. Parallel dazu richtest du deine technische Infrastruktur ein – mehr dazu im nächsten Abschnitt, denn die Digitalisierung verdient besondere Aufmerksamkeit.
Eröffnung und Bekanntgabe: Hast du all diese Schritte gemeistert, steht der große Tag bevor: Deine Kanzlei eröffnet offiziell! Melde dem Anwaltregister und ggf. dem Finanzamt den Start, wenn noch nicht geschehen, und informiere die Welt darüber, dass deine Dienste nun zur Verfügung stehen. Das kann bedeuten: Eintragungen in Online-Verzeichnisse, Ankündigungen in (sozialen) Medien, vielleicht sogar eine kleine Eröffnungsfeier oder Pressemitteilung in der Lokalzeitung. Feier ruhig deine Eröffnung – du hast viel vorbereitet – doch sei dir bewusst: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit erst richtig. Ab jetzt heißt es, Mandate zu bearbeiten und die Kanzlei am Laufen zu halten. Mit dem richtigen Mindset und Plan bist du jedoch bestens gerüstet, um diese Herausforderung zu meistern!
3. Technische Ausstattung und Digitalisierung: Moderne Kanzlei, modernes Arbeiten
Eine moderne Kanzlei kommt heute ohne digitale Helfer nicht aus. Elektronische Aktenführung, mobiles Arbeiten und strenge Datenschutzanforderungen stellen hohe Ansprüche an die IT-Ausstattung – dem solltest du gerecht werden, um effizient und sicher arbeiten zu können. Doch was braucht eine Kanzlei konkret an Technik?
Ohne die richtige IT-Infrastruktur geht in der modernen Kanzlei nichts. Setze auf aktuelle Hard- und Software: Leistungsstarke Rechner, sichere Netzwerke und spezialisierte Anwaltssoftware erleichtern den Kanzleialltag. Auch Mandantendaten wollen geschützt sein – IT-Sicherheit und Datenschutz haben oberste Priorität.
Hardware & Infrastruktur: Besorge dir zuverlässige Computer (am besten gleich zwei Bildschirme pro Arbeitsplatz, um Akten und Schriftsätze parallel im Blick zu haben). Ein schneller Scanner und Drucker (bzw. Multifunktionsgerät) sind Gold wert, denn trotz digitaler Akte werden immer mal wieder Papierdokumente gescannt oder Ausdrucke gebraucht. Entscheide, ob du einen eigenen Server im Büro betreiben willst oder auf Cloud-Lösungen setzt – letzteres kann praktisch sein, um von überall auf deine Daten zuzugreifen, erfordert aber sorgfältige Prüfung der Datensicherheit. Wichtig: Backup-System einrichten! Stelle sicher, dass deine Daten regelmäßig gesichert werden (z.B. extern oder in der Cloud mit Verschlüsselung), damit ein Computercrash nicht zur Katastrophe wird.
Software & digitale Tools: Überlege, welche Anwaltssoftware dir den Kanzleialltag erleichtert. Es gibt spezielle Kanzleisoftware-Pakete, die z.B. Mandanten- und Aktenverwaltung, Fristenkontrolle, Dokumentenerstellung nach Mustern, Zeiterfassung und Rechnungsstellung in einem bieten. Solche Programme sorgen für mehr Ordnung und Effizienz und reduzieren das Risiko, Fristen zu versäumen oder den Überblick zu verlieren. Informiere dich über gängige Lösungen für Kanzleigründer (manche Anbieter haben Starter-Angebote). Neben Kanzleisoftware benötigst du Office-Programme (Textverarbeitung, Tabellen), wahrscheinlich E-Mail-Programme und ggf. Tools für Videokonferenzen, wenn du Mandant:innen auch online beraten willst.
Digitale Kommunikation & Datenschutz: Seit Januar 2022 sind Anwält:innen verpflichtet, Schriftsätze an Gerichte elektronisch einzureichen. Das zentrale Werkzeug dafür ist das besonders elektronische Anwaltspostfach (beA). Sorge also frühzeitig dafür, dass du Zugriff auf dein beA hast und dich damit vertraut machst. Auch sonst ist der digitale Rechtsverkehr auf dem Vormarsch: E-Mails (möglichst verschlüsselt), digitale Signaturen und Videocalls gehören heute dazu. Achte bei alledem streng auf Datenschutz: Mandantendaten sind sensibel und unterliegen der Verschwiegenheit. Halte dich an die DSGVO, nutze sichere Passwörter, Firewall, Virenschutz und schule ggf. Mitarbeiter in Datensicherheit. Ein Datenleck oder Cyberangriff kann nicht nur Imageschaden verursachen, sondern auch rechtliche Konsequenzen haben. Mit einer gut aufgestellten IT und dem Bewusstsein für digitale Sicherheit legst du jedoch den Grundstein für eine effiziente und zukunftsfähige Kanzlei.
4. Finanzielle Planung: Kosten, Finanzierung und Rücklagen
Ohne Moos nix los – dieser etwas flapsige Spruch passt leider auch zur Kanzleigründung. Eine solide finanzielle Planung nimmt dir viel Stress und bewahrt dich vor bösen Überraschungen. Schauen wir uns an, welche Startkosten und laufenden Ausgaben typischerweise auf dich zukommen und wie du finanziell auf Kurs bleibst.
Typische Kosten bei Kanzleigründung: Die Bandbreite ist groß, je nach Kanzleigröße und Ausstattung. Hier einige Kostenpunkte, mit denen du rechnen solltest:
Büro: Miete für Kanzleiräume oder anteilige Kosten im Home-Office (z.B. Raum im eigenen Zuhause) sowie Nebenkosten (Strom, Internet, Reinigung).
Ausstattung: Möblierung des Büros, IT-Hardware (Computer, Drucker, Telefonanlage), Fachliteratur und Datenbanken.
Software: Anschaffung von Kanzleisoftware und Office-Programmen, ggf. Lizenzgebühren, Webhosting für deine Kanzlei-Website.
Marketing: Erstellung der Website, Grafik/Logo, Visitenkarten, Online-Werbung oder Einträge, ggf. SEO-Maßnahmen, Kanzleischilder – alles, was dich bekannt macht.
Beratung und Behörden: Gebühren für Zulassung bei der Kammer, Notarkosten (falls Gesellschaftsgründung mit Handelsregister), Steuerberater für Gründungsberatung, evtl. Rechtsberatung für Verträge.
Versicherungen: Berufshaftpflicht (Pflicht!), ggf. Bürohaftpflicht, Berufsunfähigkeit, Rechtsschutz für eigene Belange.
Personal: Falls du von Anfang an eine Assistenz einstellst, Gehalt und Lohnnebenkosten; alternativ Kosten für externe Dienstleistungen wie Telefonservice oder Buchhaltung.
Beiträge und Gebühren: Kammerbeiträge, Mitgliedschaften (z.B. Anwaltverein), Software-Updates, Fortbildungen.
Laufende Betriebsausgaben: Porto, Büromaterial, Fahrtkosten, Bewirtungskosten bei Mandantentreffen, Rücklagen für Reparaturen oder Ersatzanschaffungen.
Diese Auflistung mag lang wirken – lass dich davon nicht entmutigen. Wichtig ist, alle Posten ehrlich zu kalkulieren. Erstelle eine Finanzplanung, die sowohl Einmalkosten zum Start (z.B. Möbel, Gründungsgebühren) als auch monatliche Fixkosten enthält. Vergiss nicht, auch deinen persönlichen Lebensunterhalt einzurechnen: Miete, Lebensmittel, Versicherungen – du musst von etwas leben, bis die Kanzlei Gewinne abwirft! Plane genug Rücklagen ein, um die Anfangszeit zu überbrücken, in der die Einnahmen noch gering sind. Ein gängiger Rat ist, Kapital für 6 bis 12 Monate vorzuhalten, damit du nicht gleich in Geldnot gerätst, falls die Mandantenakquise länger dauert.
Finanzierung und Fördermittel: Woher kommt das Geld? Wenn du genug Eigenkapital oder Ersparnisse hast – super. Falls nicht, gibt es Finanzierungsoptionen: Viele Gründer:innen nehmen einen Bankkredit oder nutzen den staatlichen KfW-Gründerkredit mit günstigen Zinsen. Erstelle dafür, wie erwähnt, einen Businessplan und sprich mit deiner Bank. Informiere dich auch über Förderprogramme: Unter bestimmten Voraussetzungen kannst du z.B. von der Agentur für Arbeit einen Gründerzuschuss bekommen (aktuell rund 300 Euro im Monat für sechs Monate), wenn du aus der Arbeitslosigkeit heraus gründest. Manche Bundesländer und die Anwaltskammern bieten Existenzgründungszuschüsse oder -seminare an. Scheue dich nicht, diese Hilfe anzunehmen – dafür sind sie da.
Zum finanziellen Plan gehört auch die Preisstrategie: Überlege dir, wie du deine Dienstleistungen abrechnen willst. Halte die Gebührenordnung (RVG) ein, aber hab auch den Mut, Honorarvereinbarungen zu treffen, wenn du Spezialleistungen anbietest. Verkaufe dich nicht unter Wert – Qualität hat ihren Preis. Insbesondere wenn du hochqualifizierte Nischenberatung bietest, werden Mandant:innen angemessene Honorare akzeptieren.
Fazit Finanzen: Behalte von Anfang an den Überblick über deine Zahlen. Eine einfache Excel-Tabelle oder Buchhaltungssoftware hilft dir, Einnahmen und Ausgaben zu tracken. Prüfe regelmäßig, ob deine Annahmen realistisch waren, und passe die Planung an. Und ganz wichtig: Bleib sparsam, ohne an der falschen Stelle zu knausern. Eine solide IT und notwendige Fachliteratur sind z.B. kein Luxus, sondern Grundlage deiner Arbeit. Dagegen kann manch teure Prestige-Anschaffung (etwa eine Edel-Büroadresse oder Designer-Möbel) warten, bis der Erfolg sich einstellt. Mit Augenmaß und finanzieller Disziplin legst du das Fundament, damit deine Kanzlei auch wirtschaftlich ein Erfolg wird.
5. Mandant:innen gewinnen: Marketing, Sichtbarkeit und Networking
Die schönste Kanzlei nutzt nichts, wenn die Auftragsbücher leer bleiben. Mandant:innen kommen nicht automatisch – du musst aktiv werden, um bekannt zu werden und Vertrauen aufzubauen. Kanzleimarketing ist am Anfang Chefsache und ein entscheidender Erfolgsfaktor. Keine Sorge: Du musst kein Marketing-Profi sein, um die ersten Mandate zu gewinnen. Mit Authentizität, etwas Kreativität und Durchhaltevermögen kannst du viel erreichen.
Professionelle Online-Präsenz: Heutzutage suchen viele Menschen ihren Rechtsbeistand online. Ein ansprechender Internetauftritt ist daher Pflicht. Investiere in eine Kanzlei-Website, auf der du dich und deine Leistungen vorstellst – am besten suchmaschinenoptimiert, damit du über Google gefunden wirst. Deine Website ist der Dreh- und Angelpunkt für neue Mandant:innen. Achte auf ein seriöses Design, klare Texte (keine endlosen juristischen Abhandlungen, sondern verständliche Angebote) und einfache Kontaktmöglichkeiten. Aber: Eine Website allein ist noch keine Marketingstrategie. Überlege dir parallel, wie potenzielle Mandant:innen von deiner Existenz erfahren. Ein frisch erstellter Webauftritt zieht nicht automatisch Besucher an. Hier kommen weitere Maßnahmen ins Spiel:
Online-Marketing & Social Media: Die gute Nachricht: Marketing war noch nie so einfach wie heute, zumindest was die zur Verfügung stehenden Kanäle angeht. Du kannst über LinkedIn, XING oder sogar Instagram und Facebook auf dich aufmerksam machen. Teile dort hilfreiche Rechtstipps, erzähle von deiner Kanzleigründung, baue eine persönliche Marke auf. Positioniere dich als Expert:in für dein Fachgebiet, z.B. indem du Blogartikel schreibst oder in Foren Fragen beantwortest. Gerade LinkedIn oder auch eigene Podcast-Projekte ermöglichen es dir, ohne großes Budget sichtbar zu werden. Wichtig ist, zielgerichtet vorzugehen: Fokussiere dich lieber auf zwei, drei Kanäle, die deine gewünschte Zielgruppe nutzen, statt überall halbherzig präsent zu sein. Und vergiss nicht, dein Netzwerk auch online einzubinden – bitte zufriedene erste Mandant:innen um Bewertungen oder Empfehlungen auf Plattformen wie oder Google Maps. Positive Bewertungen schaffen Vertrauen bei Neuen.
Klassisches Marketing & Offline-Sichtbarkeit: Auch offline gibt es viele Möglichkeiten, Mandant:innen zu gewinnen. Nutze Empfehlungsmarketing: Zufriedene Kund:innen sind die besten Werbeträger. Bitte Bekannte, ehemalige Kommilitonen oder Mentor:innen, dich weiterzuempfehlen, wo es passt. Ein großes persönliches Netzwerk kann helfen, schnell bekannt zu werden. Fehlen dir solche Kontakte, musst du umso mehr selbst trommeln – z.B. durch Netzwerken auf Veranstaltungen. Besuche lokale Unternehmertreffen, Stammtische, Vorträge und stelle dich als neue:r Anwält:in vor. Eventuell kannst du kostenfrei einen kleinen Vortrag zu einem Rechtsproblem halten (etwa Abendschule, VHS oder Branchenmeetups) – so positionierst du dich als kompetent und lernst Leute kennen. Visitenkarten und ein prägnantes Elevator Pitch (ein Satz, was du machst und was dein USP ist) gehören ins Repertoire. Auch traditionelle Werbung wie ein ansprechendes Kanzleischild, Flyer in der Umgebung oder ein Inserat im lokalen Branchenbuch können zumindest zur Anfangsbekanntheit beitragen. Überlege, was zu dir und deiner Zielgruppe passt – und mach dann konsequent darauf aufmerksam, dass es dich gibt.
Kontinuität zahlt sich aus: Das Gewinnen von Mandaten ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Gerade am Anfang kann es frustrierend sein, viel Einsatz zu zeigen und wenig Resonanz zu bekommen. Lass dich davon nicht entmutigen. Baue nach und nach deinen Ruf auf – Reputation und Empfehlungen sind langfristig die wichtigsten Kriterien, warum dich jemand mandatieren wird. Jeder kleine Erfolg (ein zufriedener Mandant, ein lobendes Feedback, ein Artikel von dir, der geteilt wird) ist ein Schritt nach vorn. Halte durch und bleibe sichtbar, ohne aufdringlich zu wirken. Ein authentischer Auftritt – online wie offline – und echte Fachkompetenz sprechen sich mit der Zeit herum.
6. Spezialisierung und Positionierung: Finde deinen USP
Der Anwaltsmarkt – besonders in Städten – ist hart umkämpft. Sich als Generalist:in ohne Profil neu zu etablieren, kann schwierig sein. Überlege dir daher, wie du dich positionieren möchtest. Eine klare Spezialisierung oder ein einzigartiges Leistungsversprechen (USP – Unique Selling Proposition) kann den Unterschied machen und dir einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Finde dein Rechtsgebiet: Im besten Fall hast du bereits ein Fachgebiet, für das du brennst – sei es Strafrecht, Familienrecht, IT-Recht oder etwas Exotischeres. Wenn dich etwas besonders interessiert und du dort Kompetenz aufbaust, merken Mandant:innen das. Wähle ein Rechtsgebiet, das dich begeistert, denn dort wirst du bereitwillig die sprichwörtliche Extrameile gehen. Frühzeitig ein Schwerpunkt zu setzen, hilft auch, sich einen Namen zu machen. Das hat sogar eine erfahrene Gründerin in einem Interview betont: „Man sollte sich möglichst früh auf ein Rechtsgebiet festlegen“, um gezielt Mandate in diesem Bereich aufzubauen.
Marktanalyse & USP entwickeln: Spezialisierung sollte Hand in Hand gehen mit einem Blick auf den Markt. Prüfe, welche Leistungen gefragt sind und wo eventuell Lücken bestehen. Gibt es in deiner Region wenige Anwält:innen für das von dir favorisierte Gebiet? Perfekt, dann kannst du diese Nische besetzen. Ist der Markt dagegen gesättigt, überlege, ob du dich noch spitzer positionieren kannst. Dein Ziel sollte sein, etwas anbieten zu können, das deine Kanzlei einzigartig macht. Das kann eine bestimmte Expertise sein (z.B. „Fachanwältin für Medizinrecht mit Schwerpunkt auf Arzthaftung“), eine besondere Servicequalität (z.B. 24h-Erreichbarkeit in Notfällen, Hausbesuche) oder innovative Dienstleistungen (z.B. komplett digitale Abwicklung von Mandaten, Online-Beratung per Videocall). Finde heraus, was deine Kanzlei aus der Masse hervorhebt. Dieser USP gehört prominent in dein Marketing – er soll potenziellen Mandant:innen sofort klar machen, warum gerade du die richtige Wahl bist.
Flexibilität und Weiterbildung: Eine Spezialisierung heißt nicht, dass du nie andere Fälle annehmen darfst. Gerade am Anfang wirst du vielleicht auch Mandate außerhalb deines Kerngebiets übernehmen, um Umsatz zu machen. Das ist ok, solange du dich fachlich sicher fühlst. Mit der Zeit kannst du dann selektiver werden. Denk auch daran, dich fortzubilden: vielleicht einen Fachanwaltskurs belegen, sobald du genug Praxis in einem Gebiet gesammelt hast, um den Titel zu erwerben. Ein offizieller Fachanwaltstitel kann deine Positionierung stärken und Vertrauen schaffen. Und bleibe offen für Marktentwicklungen – eventuell taucht ein neues Themenfeld auf (Stichwort Legal Tech, Datenschutz, neue Regulierungen), in dem du dich profilieren kannst. Spezialisierung heißt auch, Experte/Expertin zu sein und laufend dazuzulernen, um den Vorsprung zu halten.
Zusammengefasst: Profil zeigen! Finde die Schnittmenge aus dem, was du gerne machst, was du gut kannst und was gebraucht wird. Mit einer klaren Positionierung ziehst du genau die Mandant:innen an, die du dir wünschst – und die schätzen, dass du genau ihre Sprache sprichst und ihr Problem verstehst.
7. Büroorganisation und erste Mitarbeiter: Effiziente Prozesse von Anfang an
In deiner eigenen Kanzlei trägst du die Verantwortung, dass alles läuft – nicht nur juristisch, sondern auch organisatorisch. Eine gute Büroorganisation ist deshalb das A und O, um den Überblick zu behalten und professionelle Dienstleistung zu erbringen. Selbst wenn du zu Beginn noch alleine arbeitest, solltest du Systeme schaffen, die später das Wachstum mittragen können.
Kanzleisoftware und Abläufe: Überlege dir von Anfang an, wie du deine Fälle und Finanzen organisierst. Eine digitale Aktenführung mit klarer Ablage (ob auf Papier oder digital, oder gemischt) verhindert Chaos. Lege für jeden Mandanten eine Akte an, führe ein Posteingangsregister und ein Fristenbuch – viele dieser Dinge erledigt eine gute Kanzleisoftware für dich automatisch. Sie hilft dir z.B. bei der Fristenkontrolle, Terminplanung und Dokumentenerstellung und sorgt so für Struktur. Modernes Fall- und Dokumentenmanagement spart enorm Zeit und Nerven. Natürlich kannst du anfangs auch mit Standard-Office-Tools arbeiten, aber sei dir bewusst: Je mehr Mandate kommen, desto anspruchsvoller wird es, alles manuell zu koordinieren. Investiere daher lieber früh in Arbeitsprozesse, die skalierbar sind – du wirst es dir später danken. Kurze Checklisten für wiederkehrende Aufgaben (z.B. was bei neuen Mandanten zu erledigen ist, oder Schritte der Mandatsbearbeitung) können Qualität sichern und erleichtern die Einarbeitung, falls jemand dazukommt.
Kommunikation und Mandantenservice: Als Einzelkämpfer:in bist du gleichzeitig Anwalt, Sekretärin, Buchhalter und Vertriebsleiter. Das bedeutet, du musst priorisieren und delegieren, wo es geht. Überlege, welche Aufgaben du persönlich erledigen musst (z.B. Mandanten beraten, vor Gericht auftreten) und was evtl. andere für dich tun können. Viele junge Kanzleien nutzen z.B. Telefonservices, die eingehende Anrufe entgegennehmen und Nachrichten weiterleiten – so wirst du nicht ständig beim Arbeiten unterbrochen, und dennoch geht kein Mandantenanruf verloren. Andere buchen sich stundenweise eine virtuelle Assistenz für Schreibarbeiten oder setzen auf Outsourcing bei der Buchhaltung. Scheue dich nicht, solche Lösungen zu nutzen, wenn sie finanziell darstellbar sind. So hast du den Kopf frei für die Kernarbeit. Für die Kommunikation mit Mandant:innen gilt: Sei zuverlässig und erreichbar. Richte klare Kommunikationswege ein (z.B. feste Telefonzeiten oder sichere E-Mail-Kanäle) und reagiere zeitnah auf Anfragen. Zufriedene Mandant:innen schätzen es, gut informiert zu sein – halte sie über den Stand ihres Falls auf dem Laufenden, ohne dass sie nachfragen müssen. Das schafft Vertrauen und entlastet dich langfristig sogar, weil weniger Rückfragen kommen.
Erste Mitarbeiter einstellen: Früher oder später kommt der Moment, wo du merkst: Allein schaffe ich es nicht mehr. Vielleicht wächst die Kanzlei und du brauchst Verstärkung – sei es im Sekretariat oder sogar eine/n Kolleg:in. Die erste Einstellung ist eine große Entscheidung (und Verantwortung als Arbeitgeber). Nimm dir Zeit dafür. Eine verbreitete Falle ist, vorschnell die oder den Erstbesten einzustellen, nur um dringend Hilfe zu haben. Besser: Überlege genau, welches Profil du brauchst (z.B. Organisationstalent für Büro, oder einen jungen Associate mit bestimmter Spezialisierung) und führe sorgfältige Auswahlgespräche. Achte nicht nur auf fachliche Qualifikation, sondern auch darauf, dass die Person zu dir und der Kanzleikultur passt. Schließlich arbeitet ihr in kleiner Einheit eng zusammen. Wenn du die richtige Person gefunden hast, pflege dein Team gut: Eine gute Einarbeitung, offene Kommunikation und Wertschätzung sind der Schlüssel. Biete Möglichkeit zur Weiterentwicklung – das motiviert und bringt auch deiner Kanzlei was. Denke daran, dass nun auch neue Pflichten auf dich zukommen, z.B. Gehaltsabrechnungen, Arbeitgeberversicherungen, Urlaub planen etc. – auch hier hilft es, Standards und feste Prozesse einzuführen.
Delegieren lernen: Ein häufiges Problem bei Anwält:innen ist die “Ich mach’s lieber selbst”-Mentalität. Doch wenn du wachsen willst, musst du delegieren können. Gib Routineaufgaben ruhig an Mitarbeiter ab und vertraue ihnen Verantwortung an. So gewinnst du Zeit für die Mandate und für strategische Kanzleientwicklung. Anfangs mag es Überwindung kosten, Dinge abzugeben, aber es ist essenziell, um nicht auszubrennen. Und sollte mal ein Fehler passieren, sieh es als Chance, dein Team anzuleiten und Prozesse zu verbessern, statt alles wieder an dich zu reißen.
Kurzum: Baue von Anfang an ein effizientes Backoffice auf. Ob mit Software, externen Diensten oder ersten Mitarbeiter:innen – sorge für Struktur, Teamwork und klare Kommunikation. Das schafft dir den Freiraum, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: exzellente Rechtsberatung zu leisten und deine Kanzlei strategisch voranzubringen.
8. Typische Stolperfallen vermeiden: Aus den Fehlern anderer lernen
Jede Gründung ist einzigartig, aber es gibt typische Fehler, die immer wieder gemacht werden. Wenn du sie kennst, kannst du ihnen rechtzeitig ausweichen. Hier einige Stolperfallen – und wie du klug gegensteuerst:
Ohne Plan ins Abenteuer: Einfach drauflos gründen ohne klares Konzept – das geht selten gut. Vermeide diesen Fehler, indem du (wie oben beschrieben) einen Businessplan ausarbeitest und alle Optionen prüfst. Überlege z.B., ob du wirklich allein gründen willst oder mit Partner, oder ob eine Kanzleiübernahme sinnvoller wäre. Planung ersetzt Zufall durch Struktur.
Unterschätzter Unternehmerjob: Vielen Gründer:innen fehlen anfangs die unternehmerischen Qualitäten. Sie sind top Jurist:innen, aber unerfahren als Chef. Erkenne früh, dass du dich in Themen wie Buchhaltung, Marketing, Mitarbeiterführung einarbeiten musst – oder hol dir Hilfe (etwa einen Coach oder Gründungsberater). Tipp: Lies Bücher oder Blogs über Kanzleimanagement, sprich mit erfahrenen Anwält:innen über deren Erfahrungen. Unternehmertum kann man lernen, wenn man offen dafür ist.
Finanzielle Engpässe: Ein häufiger Stolperstein ist, dass das Geld ausgeht, bevor die Kanzlei Fahrt aufnimmt. Umgeh das, indem du konservativ planst und ausreichend Kapital einwirbst. Setze Prioritäten bei Ausgaben – erst das Notwendige, dann das Schöne. Wenn möglich, halte fixe Kosten niedrig (z.B. kleines Büro statt Protz-Adresse am Anfang). Und plane immer Puffer ein, weil fast alles teurer wird als gedacht. Notfallplan: Überlege dir, was du tust, wenn nach einem Jahr noch kein Gewinn da ist – z.B. nebenbei als freie:r Mitarbeiter:in für eine andere Kanzlei arbeiten, um Einkommen zu haben.
Keine Mandantenakquise betrieben: “Ich mach mich selbstständig, und die Mandanten kommen dann schon durch Mundpropaganda.” – Dieser Trugschluss hat schon manch einen Neustart scheitern lassen. Gerade ohne Netzwerk startest du bei Null und hängst vom Marketing ab. Geh aktiv raus, stelle dich vor, betreibe Werbung – auch wenn es nicht deiner Natur entspricht. Man kann nicht still und leise gründen und hoffen, entdeckt zu werden. Sichtbarkeit ist das A und O (siehe Punkt 5). Sei präsent!
Netzwerk vernachlässigen: Verwandt mit dem vorherigen Punkt, aber trotzdem eigen: Bau dir gezielt ein Netzwerk auf. Beziehungen sind in der Anwaltswelt extrem wichtig – seien es Referent:innen, die dir Fälle zuspielen, ältere Kolleg:innen als Mentoren oder Freunde, die deine Kanzlei im Freundeskreis empfehlen. Wer diesen Aspekt ignoriert, steht oft einsam da und muss sich alles mühsam alleine erkämpfen. Also: Geh auf andere zu, pflege Kontakte, hilf auch mal Kolleg:innen aus – das zahlt sich aus. Wie sagt man so schön? Vitamin B(eziehungen) ist keine Schande, sondern in vielen Fällen der Schlüssel zum Erfolg.
Überlastung und keine Delegation: Viele Solo-Selbstständige arbeiten sich buchstäblich auf. Sie wollen alles perfekt machen und am liebsten alles selbst. Das führt zu Überstunden, Stress und irgendwann Fehlern oder Frust. Hüte dich vor dem Burnout-Fehler: Achte auf deine Work-Life-Balance, organisiere dich gut (siehe Punkt 7) und gib Aufgaben ab, sobald es geht. Nur ein ausgeruhter Kopf ist auch ein guter Anwalt für die Mandanten. Erkenne die Zeichen, wenn es zu viel wird, und justiere rechtzeitig nach – sei es durch mehr Struktur oder durch Hilfe von außen.
Falsche Personalentscheidungen: Wenn du Mitarbeiter einstellst, ist ein häufiger Fehler, zu schnell zu irgendwem “Ja” zu sagen, der halbwegs passt. Die Chemie und Kompetenz müssen stimmen. Nimm dir also Zeit für Auswahl und sei bereit, jemanden auch mal nicht zu nehmen, wenn ein ungutes Gefühl besteht. Ein kleineres Team muss gut harmonieren, sonst kostet es dich am Ende mehr Nerven als es entlastet.
Niemand ist perfekt, und sicherlich wirst auch du Fehler machen – das ist normal. Wichtig ist, dass du daraus lernst und rechtzeitig gegensteuerst. Informiere dich, tausche dich mit anderen Gründer:innen aus und bleibe flexibel im Denken. Dann werden dich kleine Stolperer nicht aus der Bahn werfen.
9. Persönliche Weiterentwicklung und ein unterstützendes Netzwerk
Zu guter Letzt: Denke immer daran, dass die Gründung einer Kanzlei kein Einzelkampf auf Dauer sein muss. Bilde dich persönlich weiter und umgib dich mit Menschen, die dich fördern und begleiten.
Lebenslanges Lernen: Die Rechtswelt steht nie still – Gesetze ändern sich, neue Gerichtsentscheidungen und Entwicklungen (man denke an Legal Tech, KI, etc.) erfordern ständige Weiterbildung. Plane daher regelmäßig Fortbildungen ein, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Das ist nicht nur Pflicht, sondern auch Kür: Wer aktuell informiert ist, kann Mandant:innen besser beraten und sich einen Wissensvorsprung verschaffen. Neben Fachwissen sind aber auch Soft Skills und betriebswirtschaftliche Kenntnisse wichtig. Überlege, Kurse oder Workshops zu besuchen, z.B. zu Verhandlungsführung, Zeitmanagement oder Marketing – alles Fähigkeiten, die dir im Kanzleialltag nützen. Jede neue Kompetenz macht dich als Unternehmer:in stärker. Und nicht zuletzt: Reflektiere dich selbst. Bitte z.B. vertraute Mandant:innen oder Kollegen gelegentlich um Feedback, wo du dich noch verbessern kannst. Persönliche Weiterentwicklung bedeutet auch, an der eigenen Haltung und Führungsfähigkeit zu arbeiten.
Aufbau eines Netzwerks: Suche aktiv den Austausch mit anderen. Das können Kolleg:innen sein – z.B. über junge Anwaltvereinigungen (etwa die örtliche Gruppe der „Junge Anwält:innen“ im Anwaltverein) oder informelle Stammtische von Gründer:innen. Vernetze dich auch interdisziplinär: Kontakte zu Steuerberater:innen, Notar:innen oder Unternehmensberater:innen können wechselseitige Mandatsüberweisungen bringen und erweitern deinen Horizont. Ein gutes Netzwerk bietet dir nicht nur potenzielle Mandant:innen, sondern auch moralische Unterstützung. Wenn du mal unsicher bist, kannst du erfahrene Kolleg:innen um Rat fragen. Vielleicht findest du einen Mentor, der selbst erfolgreich eine Kanzlei aufgebaut hat und bereit ist, sein Wissen zu teilen. Viele sind hilfsbereit, man muss sich nur trauen zu fragen.
Gemeinsam statt einsam: Selbstständigkeit muss nicht einsam sein. Knüpfe Bande zu Menschen, die in der gleichen Situation sind. Ihr könnt euch gegenseitig motivieren, Tipps geben und vielleicht sogar Aufträge zuschustern, die besser zum anderen passen (z.B. du Strafrecht, sie Familienrecht – man empfiehlt sich Mandanten gegenseitig weiter). So entsteht eine Win-Win-Situation. Auch Freunde und Familie gehören zu deinem Netzwerk – vergiss nicht, dir auch außerhalb der Arbeit ein soziales Netz zu erhalten, das dir Rückhalt gibt. Sie werden stolz auf dich sein und dich ermutigen, dranzubleiben, wenn es mal schwierig wird.
Weiterentwickeln heißt auch anpassen: Nach einigen Jahren Kanzleiführung wirst du merken, wie du dich persönlich verändert hast – du wächst mit deinen Aufgaben. Bleibe offen für Neuausrichtungen. Vielleicht entdeckst du, dass ein anderes Rechtsgebiet dich doch mehr reizt, oder dass du einen Partner aufnehmen willst, um zu expandieren. Dieses Wachstum ist positiv. Trau dich, Dinge auch wieder zu verändern und dich weiterzuentwickeln. Stillstand ist Rückschritt – das gilt für dich persönlich wie für deine Kanzlei.
Fazit: Bereit für den Sprung in die Selbstständigkeit
Eine eigene Kanzlei zu gründen ist zweifellos eine Herausforderung – aber eine, die sich lohnt. Mit dem richtigen Mix aus Leidenschaft und Professionalität, aus Mut und Planung, kannst du deinen Traum verwirklichen. Achte auf dein Mindset: Du bist nun Anwält:in und Unternehmer:in, also handle mit Herz und Verstand. Gehe die notwendigen Schritte strukturiert an, nutze moderne Technik zu deinem Vorteil, plane deine Finanzen weitsichtig und vergiss nie, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen – seien es Mandant:innen, Mitarbeiter:innen oder Kolleg:innen.
Zum Abschluss möchten wir dir Mut machen: Viele vor dir haben den Schritt gewagt und erfolgreich gemeistert. Natürlich wirst du mal Zweifel haben oder Fehler machen. Doch denke daran, warum du diesen Weg gehst – weil du für das Recht brennst, weil du unabhängig arbeiten willst, weil du etwas Eigenes aufbauen möchtest. Dieses „Warum“ gibt dir die Kraft, auch Durststrecken zu überstehen. Mit jedem kleinen Erfolg – dem ersten gewonnenen Mandat, dem ersten „Danke, Sie haben mir sehr geholfen“ eines Klienten, dem ersten Jahresabschluss im Plus – wirst du spüren: Es war die richtige Entscheidung.
Also, trau dich! Bereite dich gut vor, dann spring ins kalte Wasser der Selbstständigkeit. Du wirst schwimmen lernen und bald sicher deine Bahnen ziehen. Und wer weiß – vielleicht erzählst du in ein paar Jahren jungen Kolleg:innen deine eigene Gründungsgeschichte. In diesem Sinne: Viel Erfolg auf deinem Weg zur eigenen Kanzlei! 🍀
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